VidNuT 12 - Faser, Farbe, Fläche
Lernendenvorstellungen über textile Fasern und Farbigkeit von Textilien
Textilien begegnen uns im Alltag vor allem in Form fertiger Waren, die benutzt werden. Für die Produktion und also Herkunft, Entstehung sowie den Verbleib nach Gebrauch sind Spezialist:innen in Arbeitsteilung zuständig. Kulturgeschichtlich gesehen wurde die handwerkliche Verarbeitung natürlicher Fasern durch neue Technologien abgelöst, durch wirtschaftliche Bedingungen wurde die Produktion ausgelagert. Die Prozesse der textilen Kette (Faserbildung, Flächenbildung, Veredlung, Konfektion) sind globalen Wirtschaftsbedingungen ausgesetzt. Im Alltag sind die Konsumtion und der Umgang mit textilen Dingen eine Notwendigkeit. Abstrakte Begriffe, z. B. auf einem Etikett im Kleidungsstück, sind ohne Wissen nicht deutbar. Es ist zu vermuten, dass im Alltag und Unterricht nicht mit den gleichen Begriffen Dinge wie Fasern, Garne oder textile Flächen – bezeichnet werden und die Vorstellung der synthetischen Faser gleicht an sich schon einer black box. Diesen Leerstellen soll im Berner Beitrag zum Projekt VidNut besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, darüber hinaus interessiert, was Lernende mit textilen Erzeugnissen aufgrund ihrer Erfahrungen und Vorstellungen verbinden.
Der Beitrag das Fachdidaktikzentrums für Textiles und Technisches Gestalten und Design der PHBern zum Projekt VidNuT orientiert sich am Modell der textilen Sachkultur nach Köller (1999; Derwanz / Mühr 2021; Becker 2007) sowie an handlungs- und phänomenorientierten Ansätzen (Duderstadt 1997; Strässer-Panny 1996). Fakten- und Bedeutungswissen der Lernenden, ihr Können und ihre Haltung gegenüber den Fachinhalten sollen gleichermassen der Beobachtung und Analyse zugänglich gemacht werden (Adamina et al. 2018; Eichelberger 2014).
Literatur:
Adamina, Marco et al. (Hg.) (2018): „Wie ich mir das denke und vorstelle...“: Vorstellungen von Schülerinnen und Schülern zu Lerngegenständen des Sachunterrichts und des Fachbereichs Natur, Mensch, Gesellschaft. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
Becker, Christian (2007): Perspektiven textiler Bildung. Baltmannsweiler: Schneider Verl. Hohengehren.
Derwanz, Heike / Mühr, Patricia (Hg.) (2021): Geldkatzenwäsche. Kommentierte Neuherausgabe der Schriften Ingrid Köllers zur Didaktik textiler Sachkultur. 1. Aufl. Oldenburg: Carl von Ossietzky Universität.
Duderstadt, Matthias (1997): Ästhetik und Stofflichkeit. Ein Beitrag zur elementaren Bildung. Weinheim: Deutscher Studien Verlag.
Eichelberger, Elisabeth (Hg.) (2014): Weiter im Fach: textiles Gestalten erkenntnis- und lernendenorientiert unterrichten. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.
Köller, Ingrid (1999): „Textilunterricht und textile Sachkultur. Ergebnisse aus der Textildidaktischen Erfahrungs- und Forschungswerkstatt“. preprint, Carl von Ossietzky Universität, Oldenburg.
Strässer-Panny, Inge (1996): Wider die Enthauptung der Hand: hermeneutische Textildidaktik zwischen konstruktivistischer Wissenschaftstheorie und handlungsorientierter Pädagogik. Münster: Waxmann (=Internationale Hochschulschriften; Bd. 223).
Wiescholek, Sibylle (2019): Textile Bildung im Zeitalter der Digitalisierung. Vermittlungschancen zwischen Handarbeit und Technisierung. Bielefeld: Transcript.